Projekte / m12

AUFGABE

Zentral gelegen, bezahlbar und unkonventionell
sollen die eigenen vier oder auch drei Wände sein!
Ein bisschen Grün darf auch nicht fehlen!
Die Nadel im Heuhaufen. Mitten in Düsseldorf wird
der Bauherr fündig. Liebe auf den ersten Blick!
Ein günstiges „Restgrundstück” im multikulturellen
Flingern – ein hässliches Entlein mit viel Potential!
Es bedarf viel Geduld, den politischen Willen der
Nachverdichtung und die neue Bauordnung, um das
Projekt realisieren zu können.
Getreu nach dem Motto: Gut Ding will Weile haben.

STÄDTEBAU

Wie eine Enklave liegt das Grundstück im Hinterhof
einer geschlossenen Blockrandbebauung, von der
Straße nicht zu erahnen. Über eine schmale und
lange Torzufahrt, die Teil des bestehenden Vorderhauses
ist, gelangt man auf das verwinkelte hintere
Grundstück.
Auf der anderen Seite angekommen, schlendert man
zwischen hohen Gräsern und Schmetterlingswiese auf
das dreigeschossige EFH zu.
Um so wenig Fläche wie möglich zu versiegeln und
sich städtebaulich zu integrieren, wurde in die Höhe
geplant.
Durch die Grenzständigkeit des östlichen Nachbargebäudes
wurde das Baufeld indirekt vorgegeben.

ARCHITEKTUR

Auf dem Präsentierteller serviert? Weit gefehlt!
Wir haben vorgesorgt!
Überwiegend geschlossene Fassaden verwehren unerwünschte
Einblicke der unmittelbaren Nachbarbalkone
und verhindern zusätzlich in den besonders
kühlen Jahreszeiten einen größeren Wärmeverlust.
Die Wohnräume Richtung Süden öffnen sich hingegen
mit einer raumgroßen Verglasung und schaffen
so einen freien Blick auf den meist wilden und grünen
Garten. Textile Behänge reduzieren bei warmen Temperaturen
das Aufheizen der südlichen Innenräume
und sorgen passend zum Schäferstündchen für die
nötige Privatsphäre.
Durch den Vorsprung der südlichen Fassade entsteht
ein gemütlicher Außenbereich, der von den umliegenden
Häusern nur schwer einsehbar ist.
Mit der alten Ziegelmauer im Rücken lässt sich sogar
im Winter die Terrasse gemütlich nutzen.

NACHHALTIGKEIT

Das Gebäude punktet neben der durchdachten
Fassadengestaltung und der geringen Flächenversieglung
mit weiteren Maßnahmen zur Nachhaltigkeit.
Das Gebäude wurde über den gesetzlich
vorgeschrieben Energiestandart ertüchtigt.
Die Flachdachfläche wurde für Solarthermie genutzt.
Ein weiterer Pluspunkt für Mutter Natur
und den Geldbeutel: es konnte auf die Wärmedämmung
der östlichen Fassade verzichtet werden.
Auch der fehlende Keller spart wertvolle Rohstoffe,
alternativ wurde ein gebrauchter Überseecontainer
in den Garten gestellt, der als Fahrradgarage
und Lager dient.

MATERIALITÄT

Außen hui, innen pfui? Nix da!
Durch die Rohbauqualität der Betonwände sind
tolle Farbnuancen entstanden, die gerade durch
die durchgängig weiß verputzte Nachbarwand zur
Geltung kommen. Klare Formen und eine ausgewählte
Farbpalette prägen die Architektur.
Die minimalistische Einrichtung des Bauherrn unterstreicht
das Konzept.
Der erdige Besenstrichputz der Außenfassade fügt
sich in das Farbspektrum der alten Grundstücksmauern
wunderbar ein. Neu und alt ergänzen sich in
einem spannenden und harmonischen Verhältnis.
Die dunklen Holzfenster nehmen sich gestalterisch
sehr zurück, während die massive Haustüre aus
Cortenstahl ein klares Statement setzt.
Mitten in der Stadt wohnen, von kurzen Wegen
profitieren, ohne Auto klarkommen und doch abseits
vom Straßenlärm zwischen Hummel und
Rotkehlchen aufwachen! Ein Wunsch ist wahr
geworden!

 

Architekt: Buddenberg Tauchmann Architekten Düsseldorf

Fotograf: Michael Reisch